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Ärztliche Fürsorge: Der manchmal unterschätzte Heilungsturbo!

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VERTRAUENSVOLLES VERHÄLTNIS ZWISCHEN ARZT UND PATIENT

Die ärztliche Fürsorge ist das um und auf. Sie steht für Vertrauen zwischen Arzt und Patient und beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Gespräch. Dabei wird vornehmlich dem Patienten zugehört. Es werden die Bedürfnisse wie auch die Ängste des Patienten wahrgenommen. Das Rezept der Heilung liegt irgendwo im Grenzverlauf zwischen Hoffnung und Optimismus, zwischen fürsorglicher Zuwendung und einer Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen Arzt und mündigem Patient.

Diese Ehrlichkeit und ein gleichberechtigtes Miteinander sind die Eckpfeiler einer modernen Arzt-Patienten-Beziehung. Sorgfältige Aufklärung über das entsprechende Krankheitsbild mit der kompletten Offenlegung aller Informationen und die Ermutigung zur Eigenverantwortlichkeit sind für eine vertrauensvolle Arzt Patienten Beziehung immens wichtig.

Die Kombination aus persönlicher Überzeugtheit bzw. Erwartung des Patienten hinsichtlich der gewählten Behandlungsmethode und fürsorglicher Zuwendung durch den Arzt führt zu einem deutlichen Entspannungseffekt beim Patienten und erweist sich als hocheffizient.

DER PLACEBO-EFFEKT

Der Arzt selbst ist ein starkes Therapeutikum. Er ist das „Placebo“ und sein Einfluss ist mehr oder weniger bei jeder Behandlung spürbar. Der Placebo Effekt ist größtenteils auf eine fürsorgliche Behandlung zurückzuführen. Es kommt vor allem auf  die innere Überzeugung des Mediziners an. Fehlt ihm die Überzeugung, dass eine bestimmte Behandlung funktioniert, schwächt dies ihre Wirksamkeit:

  • In einer Studie des National Institut auf Mental Health wurde nachgewiesen, dass es nicht nur darauf ankommt, ob es zwischen Arzt und seinen Patienten zu einer emotionalen Verbindung kam, sondern dass die Beurteilung der jeweiligen Heilungschancen durch den Arzt eine entscheidende Rolle spielte.
  • Es verwundert nicht, dass auch die Persönlichkeit des Arztes eine Rolle spielt. Eine an der Harvard Medical School durchgeführte und im British Medical Journal publizierte Studie ergab, dass sich die Wirkung eines Placebos von 44 % auf 62 % steigern ließ, wenn der Arzt dem Patienten mit Wärme, Aufmerksamkeit und Zuversicht begegnete.

DIE MACHT POSITIVER ERWARTUNGSHALTUNG EINES PATIENTEN

Der Begriff Placebo abgeleitet vom lateinischen „ich werde gefallen“ wird in der medizinischen Fachsprache seit ewigen Zeiten als Begriff für eine Behandlung mit wirkstoff-freien Medikamenten verwendet. Der PLACEBO EFFEKT beschreibt die individuelle Reaktion auf eine Behandlung, die aufgrund von psychosozialen Faktoren wie Suggestion bzw. Erwartungshaltung und Konditionierung ausgelöst wird.

1955 veröffentlichte Dr. Henry Beecher einen bahnbrechenden Artikel im Journal of the American Medical Association mit dem Titel „the powerful placebo“ Durch die Gabe von Medikamenten so, schreibt er darin stellt sich bei vielen der Patienten eine Besserung der Symptome ein .Verabreicht man ihnen aber einfache Kochsalzlösung würden da doch ein Drittel ebenfalls geheilt und zwar nicht nur auf der geistigen Ebene sondern auf reale physiologische und im Körper nachweisbare Weise.

Nach der Gabe von Placebos wachsen kahlköpfigen Männern Haare, der Blutdruck sinkt, Geschwüre heilen aus, überschüssige Magensäure wird reduziert Darmentzündungen werden gelindert, Cholesterinwerte sinken, bei Parkinson Patienten steigen die Dopaminwerte im Gehirn und bei Schmerzpatienten kommt es nach einer Symptomlinderung zur Aufhellung der entsprechenden Gehirnareale, wie sich mit bildgebenden Verfahren (MRT) nachweisen lässt. Das bedeutet Placebos beeinflussen nicht nur wie wir uns fühlen, sondern wirken bis in unsere Biochemie hinein.

Die offensichtlichste Erklärung für den Placebo Effekt ist, weil der Patient von seiner Heilung überzeugt ist.  Die Erwartung, dass man sich anders fühlen wird und die Operation von Nutzen sein wird führt dazu, dass man sich tatsächlich anders fühlt und die Operation den gewünschten Effekt erzielen wird.

Die zweite Erklärung entspricht einer klassischen Konditionierung: wer es gewohnt ist von einer Person im weißen Kittel Medikamente verabreicht zu bekommen ist womöglich darauf konditioniert sich auch dann besser zu fühlen, wenn ihm ein ebensolcher Weißkittel eine bloße Zuckerpille reicht. Mit der klassischen Konditionierung wird eindeutig die Existenz einer Verbindung zwischen Geist und Körper nachgewiesen.

SCHEIN-BEHANDLUNGEN UND DER PLACEBO-EFFEKT

Die Wirksamkeit von Schein-Behandlungen konnte in einer Knie-Operations-Studie von Dr. Bruce Moseley, Facharzt für orthopädische Chirurgie gezeigt werden. Er entwickelte eine spezielle Operationsmethode für Patienten mit Arthrose im Kniegelenk und um die Effizienz nachzuweisen, ließ er sich eine brillante Kontrollstudie einfallen: Die Patienten der einen Gruppe wurden nach Dr. Mosleys bekannten Verfahren operiert. An den Probanden der Kontrollgruppe wurde ein komplexer vorgetäuschter Eingriff vorgenommen. Man verpasste den Patienten drei oberflächliche Schnitte in exakt der gleichen Position wie bei der richtigen OP und spielte während des Eingriffs auf den Patientenmonitor die Video-Aufzeichnung der Operation eines anderen Patienten ab.  Sogar die Wassergeräusche der Gelenksspülung wurden simuliert und anschließend vernähte er die Wunden. Bei einem Drittel der Probanden, die man tatsächlich operierte wurden die Knieprobleme erwartungsgemäß behoben, doch zum Entsetzen des Forscherteams war das Ergebnis bei den Patienten, die nur zum Schein operiert worden waren, genauso gut .

Eine dritte Erklärung könnte der Genuss von emotionaler Zuwendung sein. Die fürsorgliche Zuwendung durch eine anerkannte Autoritätsfigur ist gleich stark, wenn nicht noch stärker am Placebo Effekt beteiligt als die positive Erwartungshaltung. Wir alle möchten gesehen, gehört, ja geliebt werden und wird uns dieser Wunsch erfüllt, kann allein das Symptome lindern und positive physiologische Veränderungen bewirken. Eltern wissen, dass Hinwendung zum Kind, Schmerzen lindert und Heilung fördert.
Eine weitere und letzte Erklärung zielt darauf ab dass sich bei manchen Patienten einfach deshalb eine Besserung einstellt, weil die Krankheit von alleine verschwindet. Schließlich ist der Körper ein sich selbstheilender Organismus.

Im Gegensatz zum Placebo Effekt können Patienten aufgrund Ihrer negativen Überzeugungen, krank werden oder eben einen schlechten Ausgang einer Behandlung oder Operation provozieren. Sie erleben einen NOCEBO EFFEKT, weil sie Nebenwirkungen oder Risiken einer Operation fürchten. Unser Körper verfügt über etwas, dass man als Stressreaktion bezeichnet (oft auch Kampf oder Fluchtreaktion genannt) Dies ist ein Überlebensmechanismus der anspringt ,wenn unser Gehirn eine Bedrohung wahrnimmt. Wird diese hormonelle Kaskade von einem Gedanken beziehungsweise Gefühl wie z. B. Angst ausgelöst kommt es zur Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse. Das sympathische Nervensystem läuft auf Hochtouren, der Körper wird mit Adrenalin geflutet. und erhöhte Entzündungswerte die Folge , die wiederum den Ausgang einer Operation negativ beeinflussen können. Bei manchen Menschen wird sogar eine Verstärkung des Schmerzes (Hyperalgesie) ausgelöst.

FAZIT ZUR ÄRZTLICHEN FÜRSORGE ALS HEILUNGSTURBO

Zusammengefasst: Die positive Erwartungshaltung (Placebo Effekt) auf eine Operation und die fürsorgliche Atmosphäre stellen die besten Voraussetzungen für eine gelungene Operation, denn die volle Mobilisierung der Selbstheilungskräfte des Patienten sorgt für die bestmöglichste Genesung.

Ein Patient , der auf die Kompetenz seines Arztes vertraut, fühlt sich umsorgt und sicher aufgehoben, dies unterbricht die Stressreaktion (auch „Kampf -und Fluchtreaktion“ genannt, die einsetzt, wenn der Körper eine Bedrohung wahrnimmt), es setzt Entspannung ein. Wird jedoch die Stressreaktion von einem Gedanken beziehungsweise Gefühl wie z.B Angst ausgelöst, kommt es zur Aktivierung der Hypothalamus- Hypophysen- Nebennierenachse. Das sympathische Nervensystem läuft auf Hochtouren, der Körper wird mit Adrenalin geflutet und erhöhte Entzündungswerte sind die Folge, die wiederum den Ausgang einer Operation negativ beeinflussen können.

In einer entspannten vertrauensvollen und hoffnungsvollen Atmosphäre zwischen Arzt und Patient sinkt der Anteil an Stresshormonen im Blut und gesundheitsförderliche Entspannungshormone (Serotonin,Oxytocin, Dopamin) werden freigesetzt. Zudem führt Hoffnung zur Ausschüttung von Endorphinen (schmerzlindernde körpereigene Opiate). Man fühlt sich sofort besser und sicher, wir fürchten uns nicht mehr so sehr. In der Chirurgie spricht man ja im Zusammenhang mit einer Operation vom Trauma bzw. der Bedrohung durch selbige. Unser Körper kann nur in Entspannungsphasen seine eigenen hochpotenten Reparaturmechanismen wirkungsvoll einsetzen und somit den Heilungsprozess rund um eine durchgeführte Operation starten.

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