Zwei „ungleiche Brüder“: „Polyneuropathie“ oder doch Wirbelkanalverengung?
POLYNEUROPATHIE ODER DOCH WIRBELKANALVERENGUNG
Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven und bietet sehr ähnliche Symptome wie eine Wirbelkanalverengung. Beide Erkrankungen gehen oft mit Schwindel und Taubheit/Kribbeln/brennenden Schmerzen der Hände und Füße einher. Sehr oft stellen Neurologen die Diagnose einer Polyneuropathie anhand von elektrophysiologischen Untersuchungen (Nervenleitgeschwindigkeit, EMG). Wirbelkanaleinengungen können jedoch nur verlässlich mittels MRT Untersuchung der Halswirbelsäule und Lendenwirbelsäule diagnostiziert werden. Die Polyneuropathie hat über 300 Ursachen, davon ist die häufigste Ursache der Diabetes mellitus. Viele von den weiteren Ursachen sind aber nur bedingt heilbar.Im Gegensatz dazu ist jedoch eine Wirbelkanaleinengung behandelbar und die Beschwerden sind auch im Alter zumeist reversibel.
UNTERSCHIED ZWISCHEN POLYNEUROPATHIE UND WIRBELKANALVERENGUNG
Im Unterschied zur Polyneuropathie hat die Wirbelkanalverengung noch ein paar andere zusätzliche klinische Merkmale: – Rückenschmerzen, die sich beim Gehen verstärken (Claudicatio spinalis oder auch Schaufensterkrankheit) – Kribbeln, Brennen und Taubheitsgefühl können oft auch einseitig in den Beinen vorhanden sein – eventuell erhaltene Muskeleigenreflexe, die sogar gesteigert sein können (Klonus und/oder Babinski)
Die Polyneuropathie hat mehr als 300 bekannte Ursachen.
Viele dieser Ursachen können nur bedingt behandelt werden. Die Wirbelkanaleinengung/Stenose kann dagegen meist gut operiert werden. Am häufigsten ist die Wirbelkanaleinengung der Lendenwirbelsäule/lumbale Stenose.
Mit zunehmendem Alter kommt es zur Abnutzung in der unteren Lendenwirbelsäule, die zu einer Verengung des Wirbelkanals führt. Durch den Druck auf die Nervenwurzeln entsteht ein (brennender) Schmerz im Rücken und in den Beinen. Es kommt zur Verkürzung der Wegstrecke und zu Gefühlsstörungen in den Füßen und Unterschenkeln. Gewöhnlich bessern sich diese Symptome beim Vornüberbeugen oder Hinsetzen. Aufgrund der deutlich höheren Lebenserwartung ist die Häufigkeit der Spinalstenose deutlich gestiegen. Je älter der Patient umso größer ist die Wahrscheinlichkeit für eine Wirbelkanalverengung/Spinalstenose. Zudem kann bei einer z.B. durch Diabetes hervorgerufene Polyneuropathie auch gleichzeitig eine Spinalstenose bestehen. Die Wirbelkanaleinengung im Bereich der Halswirbelsäule wird oft verwechselt mit:
Eine operative Dekompression/Entlastung des Wirbelkanals/Rückenmarks in der Halswirbelsäule sollte rechtzeitig durchgeführt werden. Schon ein Bagatellsturz genügt bei einer sanduhrförmigen Stenose um eine meist reversible (rückläufige) Querschnittslähmung (brennende Schmerzen in beiden Händen verbunden mit Lähmungen in den Armen mehr als in den Beinen) auszulösen.
FAZIT ZUM UNTERSCHIED ZWISCHEN SPINALKANALSTENOSE UND POLYNEUROPATHIE
Die unentdeckte Spinalkanalstenose, die am häufigsten mit einer Polyneuropathie verwechselt werden kann, stellt eine Bedrohung der Gehfähigkeit im Alter dar. Es ist daher wichtig MRT Bilder zum Ausschluss einer Wirbelkanalverengung anfertigen zu lassen. Eine Wirbelkanalverengung kann meistens erfolgreich operiert werden und die Gehfähigkeit bleibt erhalten.